Zehn Jahre Dialog und Planung beim Brenner-Nordzulauf

Blick zurück: Der Veranstaltungsort könnte an diesem Freitag, den 9. Oktober 2015 passender nicht sein. Über 6.500 Menschen leben in Kiefersfelden, neben dem Inn, direkt an der deutsch-österreichischen Grenze. Durch die Gemeinde führen die Inntalautobahn A93 und seit fast 160 Jahren die Bahnstrecke Rosenheim – Kufstein. Wer über den Brenner nach Italien will, kommt an Kiefersfelden kaum vorbei. Und es wollen viele nach Italien.
 

Die Suche nach dem Nordzulauf

Kiefersfelden bildet am 9. Oktober 2015 um 15 Uhr den Auftakt. Im Rathaus trifft sich das erste offizielle Dialogforum zum Bahnprojekt Brenner-Nordzulauf. Es sind Bürgermeister, Landwirte, Initiativen und die lokale Wirtschaft, die sich fortan gemeinsam mit der DB und ÖBB einer Frage widmen: Wo soll in Zukunft die Zulaufstrecke zum Brenner-Basistunnel verlaufen?

Eine wichtige Frage. Denn 80 Kilometer weiter südlich, nahe Innsbruck, entsteht der Brenner-Basistunnel. Ein Vorhaben mit Auswirkungen bis ins bayerische Inntal. Der Tunnel steht für ein neues Zeitalter im Verkehr zwischen Nord- und Südeuropa. Güter- und Personenzüge queren die Alpen künftig unterirdisch. Die überlastete Brennerautobahn wird entlastet, der klimafreundliche Schienenverkehr gestärkt.

Deutschland, Österreich und Italien haben vereinbart, die gesamte Brennerachse zwischen München und Verona mit einer modernen Neubaustrecke zu verbinden. Die Zulaufstrecken machen den Basistunnel leistungsfähig. Um die Planungen im grenzüberschreitenden Bereich voranzubringen, schlossen Deutschland und Österreich zuvor den „Vertrag von Rosenheim“. Zwei Unterschriften, die den Weg für die Planungen zum Bahnprojekt Brenner-Nordzulauf ebneten.
 

Dialog seit Beginn der Planung

Am Nordzulauf sind die Planung und der Dialog fortan eng miteinander verknüpft. Von Anfang an kann die Region die Arbeit der Ingenieur:innen aktiv begleiten. So steht bereits bei der ersten Sitzung im Oktober 2015 der Kriterienkatalog auf der Agenda. Er diente später als Bewertungsgrundlage für die Trassenvarianten.

Ein Jahrzehnt später hat das Bahnprojekt Brenner-Nordzulauf erhebliche Fortschritte gemacht. Seit 2022 steht der grundsätzliche Trassenverlauf fest. In der Vorplanung wurde die Strecke seitdem weiter optimiert. Immer dabei: Die Dialogforen. Sie kamen in den vergangenen zehn Jahren über 270-mal zusammen – in Summe rund 600 Stunden intensiver Diskussionen.

Begleitet werden die Foren von einem umfassenden Bürgerdialog: Infomärkte, digitale Informationsangebote und persönliche Gespräche bieten der Bevölkerung die Möglichkeit, sich aus erster Hand zu informieren und Fragen zu stellen. Dabei konnten die Bürger:innen auch eigene Ideen einbringen. Insgesamt 556 Trassenvorschläge aus der Bevölkerung wurden fachlich geprüft.
 

Nächster Schritt: Parlamentarische Befassung

An die Vorplanung schließt im nächsten Schritt die parlamentarische Befassung an – die Entscheidung des Deutschen Bundestags, wie das Projekt weitergeführt werden soll. Die Dialogforen werden auch die kommenden Planungsphasen begleiten.

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