Der Brenner-Nordzulauf in Tirol: Bohren, sprengen, schuttern und betonieren
Im Tiroler Inntal bohrt sich der Brenner-Nordzulauf in den Berg. Seit dem Sommer 2023 errichten die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) im Abschnitt Schaftenau–Radfeld eine über 20,5 Kilometer lange Neubaustrecke. In zehn Jahren wird es viergleisig bis vor die deutsche Grenze gehen.
Vier Mal täglich wird gesprengt. Mitte Dezember war man mit dem Rohbaustollen bei Angath, nördlich von Wörgl, schon 360 Meter weit gekommen. Jede Woche soll er durchschnittlich 35 Meter länger werden. Am Ende verläuft er teilweise parallel zum künftigen, 14 Kilometer langen, zweigleisigen Haupttunnel.
Der Rohbaustollen soll zunächst wichtige Erkenntnisse liefern: zu den geologischen Verhältnissen und Herausforderungen sowie zu Wasserstand und Wasserläufen unter dem Berg. Mit Baubeginn für die eigentliche Trasse wird der Stollen dann zur Logistik genutzt.
„Es wird gesprengt, dann geschuttert, das heißt, das Material wird ausgeschafft, dann wird die nächste Sprengung vorbereitet“, so ÖBB-Projektleiter Norman Schubert. Man arbeite rund um die Uhr. Hier unten im Berg sei das möglich, weil es keine Lärmemissionen gebe. Eine wichtige Erkenntnis, die man bisher gewonnen habe: Der Wasserandrang sei kein Problem.
Von Anfang an befürwortet die Region den viergleisigen Bahnausbau. Im Bayerischen Rundfunk äußerte sich im Dezember auch der Bürgermeister der direkt an der neuen Trasse liegenden Gemeinde Langkampfen, Andreas Ehrenstrasser. Er sieht langfristig nur Vorteile durch die neue Bahnlinie. Die Hälfte der Züge fahre dann unterirdisch, es werde wesentlich leiser im Tal, sagt er. Und beim Blick nach Bayern wirkt er fast mitleidig. „Die Bayern sind uns hintnach“, sagt er, „nicht nur mit der Bahn, sondern in vielen Dingen. Bei uns hier im letzten Abschnitt wird 2025 mit dem Haupttunnel begonnen, auf der anderen Seite sind sie da, wo wir 2008 gewesen sind mit der Trassenplanung.“ Er wünsche sich, dass in Bayern aktiver vorangegangen werde beim Neubau.