Streckenjubiläum mit Zukunft: Seit 150 Jahren rollen Züge zwischen Grafing und Rosenheim

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Bahnhof Rosenheim um 1900: Mit der Eisenbahn erlebte die Stadt ein enormes Wachstum

Bayerns Tor zum Süden feiert einen runden Geburtstag. Am 15. Oktober 1871 rollten die ersten Züge über die Bahnstrecke München–Grafing–Rosenheim. Die Strecke der Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen entwickelte sich schnell zu einer der wichtigsten internationalen Verkehrsachsen.
 

Bahnanschluss zieht die Menschen nach Rosenheim

Eine Bahnverbindung zwischen München, Rosenheim und Kufstein gab es bereits seit 1858, zwei Jahre später ging es auch nach Salzburg. Die eingleisige „Bayerische Maximiliansbahn“ führte nach Holzkirchen und von dort weiter nach Rosenheim. Damals wohnten rund 3.400 Menschen in der Stadt am Inn. Die neue Verbindung beschleunigte die Entwicklung Rosenheims. Mit dem Beginn des Eisenbahnzeitalters stiegen die Einwohnerzahlen. Im Jahr 1880 lebten bereits 8.397 Personen in Rosenheim, 1890 waren es 10.000 Menschen. Die Eisenbahn war die Grundlage für das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum in der Region.
 

Kapazitätsengpass: Brennerbahn lässt den Verkehr wachsen

Schon wenige Jahre nach Eröffnung zeichnete sich ab, dass die Kapazität aufgrund der erwarteten Verkehrssteigerungen nicht ausreichen würde. Denn seit 1867 rollten die Züge über den Brenner. Rosenheim lag damit an einer wichtigen internationalen Verkehrsachse zwischen München, Innsbruck und Bozen. Die gleichzeitige starke Steigerung des Güterverkehrsaufkommens veranlassten die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen, eine Neubaustrecke von München über Grafing nach Rosenheim zu entwickeln.

Im Gesetzentwurf von Anfang 1868 ist zu lesen: „Immerhin wird aber die Staatsregierung in der zu erwartenden Entwicklung des Brennerverkehrs die dringende Aufforderung, die Pflicht erkennen müssen, die sich jetzt bietende Gelegenheit zu benützen, um sich die Mittel zu schaffen, den Anforderungen, welche der Brennerverkehr an die bayerischen Staatsbahnen stellt, im Momente ihres Hervortretens gerecht zu werden.“

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Die neue Strecke entsteht

Im Mai 1868 begannen die Bauarbeiten. Kostenpunkt: Rund vier Millionen Gulden. Am 15. Oktober 1871 konnte die Neubaustrecke München–Grafing–Rosenheim eröffnet werden. Schnellzüge profitierten von den kürzeren Fahrzeiten, der Güterverkehr von einer steigungsärmeren Linienführung und damit mehr Kapazität. Durch neue Verbindungen wurde die Strecke ein wichtiger Teil im europäischen Fernverkehr – über 100 Jahre vor Gründung der EU.

Der Erfolg der neuen Strecke hatte Auswirkungen auf das Rosenheimer Stadtbild. Bereits ein Jahrzehnt nach seiner Inbetriebnahme war der Rosenheimer Bahnhof nicht mehr ausreichend. Der Reiseverkehr und der Güterverkehr zwischen Bayern, Österreich und Italien waren stark gestiegen. Die Stadt drängte auf eine Verlegung des Bahnhofs, um die Entwicklung nicht zu behindern.

Ab 1873 entstand ein neues Empfangsgebäude. Drei Jahre später wurde der Rosenheimer Bahnhof an seinem jetzigen Standort eröffnet. Des alte Empfangsgebäude dient heute als Rathaus der Stadt – und als Kulisse für das Polizeipräsidium in der TV-Serie „Die Rosenheim-Cops“.

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Zukunft des Bahnverkehrs: Der Brenner-Basistunnel steht ab 2032 für eine Zeitenwende

Brenner-Basistunnel: Eine Zeitenwende

Die Eisenbahn-Brennerachse ist seit ihrer Eröffnung eine Hauptverkehrsader in Europa. Trotz Ausbau, Modernisierungen und der Elektrifizierung: Die Streckenführung hat sich seitdem kaum geändert. Durch die europäischen Klimaschutzziele rückt die Verbindung erneut in den Fokus.

Mit dem Brenner-Basistunnel entsteht die größte Innovation auf der Strecke seit 150 Jahren – eine Zeitenwende im alpenquerenden Verkehr. Künftig fahren Güter- und Personenzüge flach durch die Alpen. Das spart Zeit, Energie und Geld. Damals wie heute müssen die Zulaufstrecken den neuen Anforderungen genügen. Denn: Eine moderne Infrastruktur ist die Basis für die allseits gewünschte Verlagerung auf die Schiene.

Quellen
- Sammlungen des DB Museums Nürnberg
- Franzke, Armin; Hruza David: 150 Jahre Eisenbahn im Mangfalltal – Die erste Bahnverbindung München – Rosenheim; PB-Service GmbH 2007

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