Fachvortrag zum Bahnverkehr über den Brenner: "Der Bottleneck ist in Deutschland"

Aus der Sicht eines Schienengüterverkehrsunternehmens schilderte am Mittwochabend im Happinger Hof Dr. Stefan Jarosch, Finanzchef des privaten Bahnunternehmens Lokomotion, die gegenwärtige Situation auf der Brennerachse. Sein Credo: „Güter gehören auf die Schiene, weil sie umweltfreundlicher und grundsätzlich leistungsfähiger ist.“ Seine Sorge: „Bei den Streckenkapazitäten sind wir am Limit.“

Stefan Jarosch schilderte den rund 80 interessieren Zuhörern wie das vor 20 Jahren – anfangs speziell für den grenzüberschreitenden Bahnverkehr über den Brenner gegründetes – Unternehmen sich zum führenden Bahnspediteur auf dieser wichtigen Verkehrsachse entwickelt hat. 40 Züge täglich schickt Lokomotion auf die Strecke und spart dabei im Vergleich zum Straßengüterverkehr 900 Tonnen CO2 ein – rund 300.000 Tonnen jedes Jahr.

Dabei verwies der Bahnmanager auch darauf, dass die Menge der Güter in jüngster Zeit weiter gewachsen ist, obwohl die Zahl der Lokomotion-Züge auf der Strecke teils auch geringer wurde. Erreicht wurde das durch die Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Züge, etwa durch Investitionen in Lokomotiven. Die Maßnahmen zur effizienten Auslastung der Kapazitäten seien nun aber ausgereizt. Die demographischen Entwicklungen, das Wirtschaftswachstum und der anhaltende Konsum gerade in Bayern sowie die zunehmende Attraktivität der italienischen Häfen würden gerade entlang des Brenners für stetiges Wachstum sorgen. Lokomotion bündelt dabei die Verkehre aus dem Norden in München und aus dem Süden in Verona und verfrachtet sie dann über diese zentrale Verkehrsachse.

Die starken Zuwächse im Straßengüterverkehr kritisierte Jarosch, weil die Bahn in Sachen Umwelt und Luftverschmutzung klar besser ist. „Wir sind für zwei neue Gleise an der Brennerachse und wir brauchen sie schon bald, nicht erst in 20 Jahren.“ Diese Kritik am Zeithorizont der DB-Planungen verband er mit dem Wunsch, eine möglichst verträgliche Trasse mit möglichst viel Lärmschutz zu finden.

Der Leiter Finanzen & Controlling von Lokomotion erläuterte auch, dass die bereits vorhandenen vier Gleise im Tiroler Unterinntal Kapazität schaffen, aber wegen des fehlenden Zulaufs in Bayern derzeit nicht optimal genutzt werden können. „Der Bottleneck ist in Deutschland“, so Jarosch. In der anschließenden Diskussion widersprach er Vermutungen, dass im gesamten alpenquerenden Verkehr noch viel Platz auf den Schienen sei. Diese Einschätzung gehe an der Realität vorbei.

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