Zugzahlen – Prognosen – Zeithorizonte

In einer Antwort auf die Anfrage der Grünen im Bundestag hat die Bundesregierung vor wenigen Tagen für den Brenner-Verkehr im Jahr 2030 eine neue Prognosezahl mit 214 Zügen genannt. Diese Zahl ist kleiner als bei einer früheren Prognose. Grund dafür ist, dass zahlreiche Veränderungen im Schienengüterverkehr unterstellt wurden. Die Prognose hat den Charakter einer Momentaufnahme.

Bundesverkehrswegeplan unterstellt neue Rahmenbedingungen

Die Verkehrsprognose für 2030 rechnet eine höhere Produktivität beim Schienengüterverkehr in Deutschland ein. Dadurch ergibt sich der Effekt, dass die Zahl der Züge zeitweise sinkt, während die Gütermenge wächst.

Wenn in der zweiten Hälfte des kommenden Jahrzehnts der Brenner Basistunnel eröffnet wird und auch auf italienischer Seite, beim Südzulauf, Ausbauten abgeschlossen sein werden, dann können die Bahngesellschaften längere Züge auf die Reise schicken. Da das Verkehrswachstum kontinuierlich stattfindet, verkehren in der ersten Zeit nach Eröffnung des Brenner Basistunnels sogar weniger Züge. Mittelfristig wird der Schienengüterverkehr aber attraktiver für die Verkehrsverlagerung, weil er wirtschaftlicher operiert.

Gleichzeitig geht die Verkehrsprognose des Bundes davon aus, dass die Züge im Jahr 2030 deutschlandweit noch besser ausgelastet sind. Sie unterstellt zudem mehr Produktionstage. Das bedeutet, dass in den Prognosemodellen an sechs statt bisher fünf Wochentagen Güterverkehr stattfindet. Dadurch sinken die täglichen Durchschnittszahlen.

Brenner Corridor Platform erarbeitet einheitliche Prognose für die Brennerachse

Auf der Brennerachse zwischen München und Verona gibt es besondere Herausforderungen bei der Prognose von Zugzahlen. Unterschiedliche Grundannahmen bei den Berechnungen in Deutschland, Österreich und Italien führen zu unterschiedlichen Zugzahlen. Dem trägt die Brenner Corridor Platform mit ihrer Working Group Infrastructure unter Vorsitz der Europäischen Union Rechnung. Sie erarbeitet derzeit eine einheitliche Verkehrsprognose mit Bezug zur Brennerachse.

Der Ausbau des Brenner-Nordzulaufs ist ein langfristiges Projekt – eine Eisenbahninfrastruktur ausgelegt für mehrere Generationen. Aktuelle Zugzahlen und mittelfristige Prognosen bilden das Projektziel nur teilweise ab.

Mit einem Bemessungsfall in der Größenordnung von 400 Zügen am Tag haben die beteiligten Länder Italien, Österreich und Deutschland diese Langfristigkeit im Fokus. Prognosezahlen nur für die Jahre 2025 oder 2030 können auch ein abweichendes Bild ausdrücken.

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