Bahnen stellen erste Grobtrassen-Entwürfe vor – viele Varianten zu Beginn des Auswahlverfahrens

Das vom Lkw-Verkehr geplagte Inntal braucht eine Verlagerung auf die Schiene. Im Hinblick auf den bereits in Bau befindlichen Brenner Basistunnel auf der bedeutendsten europäischen Nord-Süd-Verkehrsachse von Skandinavien nach Italien ist offensichtlich, dass nur zwei zusätzliche Gleise die nötigen Kapazitäten langfristig sichern können. Am Montagabend starteten DB und ÖBB mit ersten Vorschlägen für Grobtrassen die Diskussion mit der Projektregion, wo eine neue Bahnstrecke entlangführen könnte. Der Planungsbereich erstreckt sich vom österreichischen Inntal, südlich von Kufstein über Rosenheim in Richtung München. Bis Anfang 2020 möchten die Bahnen im Dialog mit den 25 Gemeinden eine Auswahl getroffen haben.

„Zunächst geht es um grobe Entwürfe. Diese Planungen müssen nun in der zweiten Phase verfeinert werden und die Mitglieder in den Gemeindeforen können im Lauf des Dialogs weitere Trassenideen einbringen“, so Torsten Gruber, DB-Projektleiter. „Möglicherweise kommt am Ende eine Trasse heraus, die heute noch gar nicht als Idee existiert. Der Prozess ist offen“, verweist ÖBB-Projektleiter Martin Gradnitzer auf Erfahrungen von vergleichbaren Projekten in Österreich. Auf Basis des österreichischen Rahmenplans und im Auftrag des deutschen Bundesverkehrsministeriums planen DB und ÖBB seit 2015 eine zweigleisige Neubaustrecke für den Güter- und Personenfernverkehr ausgelegt auf bis zu 400 Züge in beiden Richtungen. „In den kommenden eineinhalb Jahren wollen wir diejenige Trasse finden, die am besten den Bedürfnissen von Mensch, Umwelt und auch den Erfordernissen eines modernen Bahnbetriebes entspricht", so Gruber.

In der ersten Phase hatten die sechs Gemeindeforen, die den Mittelpunkt des Trassenauswahlverfahrens darstellen, einen Kriterienkatalog erstellt. Parallel dazu haben die Bahn-Planer sogenannte Raumwiderstände, also vor allem Siedlungen und Naturschutzgebiete erhoben und die Räume dazwischen in Gestalt von Korridoren verknüpft. In diesen Bereichen finden sich nun die ersten Grobtrassen wieder.

Viele Umweltaspekte werden berücksichtigt - Tunnelanteile erkennbar

Die ersten Entwürfe zu den fünf bis sieben Grobtrassen – je nach Abschnitt – sind der Auftakt für die Trassendiskussion in den Foren. Ein Blick auf die Karte lässt erkennen wie aufgrund der Topographie und der Siedlungsräume Trassenabschnitte in Tunnels verlaufen könnten. Denkbar sind beim derzeitigen Planungsstand Trassenverläufe sowohl östlich wie westlich von Rosenheim und des Inns.

Die anfänglichen Grobtrassen zeigen auch Bereiche im Inntal und rund um Rosenheim, die auf den ersten Blick nicht tangiert werden.

Martin Gradnitzer und Torsten Gruber gestalten mit ihren Projektteams den Prozess transparent und bürgernah: „Wir erwarten, dass viele Ängste und Sorgen weichen werden, weil wir nun – ganz anders als bisher – sehr konkret über einzelne Bereiche sprechen können.“

Dabei geht es um die vielfältigen Beziehungen und Auswirkungen auf Mensch und Umwelt, auf die Wirtschaft und den Verkehr. Aspekte wie Landwirtschaft, Trinkwasser und Tourismus, so stellte sich in den bisherigen Gesprächen heraus, sind für viele Menschen vor Ort von zentraler Bedeutung.

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